Angeln mit Naturködern auf Wolfsbarsch


Natürlich zum Wolf - von Rob Staigis
 
Das Angeln auf Wolfsbarsch wird an unserer heimischen Küste von Jahr zu Jahr immer populärer. Vorwiegend auf den vorgelagerten Nordseeinseln ist die Chance einen der begehrten Meeresräuber an den Haken zu bekommen am größten. Die meisten Angler stellen den Wolfsbarschen mit dem Spinngeschirr und Kunstköder nach. Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass Naturköder im Verlauf der Saison oft die Nase vorn haben. Dass Wolfsbarsche keine reinen Sichtjäger sind, sondern sich bei ihren Beutezügen auch an Gerüche und Vibrationen orientieren, bestätigen die erfolgreichen Fänge der Brandungsangler, die mit Watt- und Seeringelwurm zu Werke gehen.
 
In der Zeit, in der sich Wolfsbarsche bei ihrer Jagd mehr auf Gerüche verlassen, ziehen sie ihre Runden meist dicht am Boden. So zum Beispiel zu Beginn der Saison nach dem Laichen, wenn die Krabben ihren Panzer wechseln, wobei sie einen intensiven Geruch verbreiten. Kurz nach dem Abwerfen des alten Panzers ist der neue Panzer noch sehr weich. Deshalb bezeichnet man die Krabben dann als Butterkrebse (niederländisch = zachte krab, englisch = peeler crab). Sie gelten als der Köder beim Meeresangeln, denn jeder Meeresräuber ist wie wild hinter diesen weichen Krabben her. Auf so manchen Brandungs- oder Bootangelwettkämpfen sind sie als Köder sogar verboten. Ein weiterer guter Zeitraum für erfolgversprechendes Naturköderangeln ist die Saisonmitte (Juli/August), wenn die roten Schwimmkrabben in seichte Küstengewässer kommen, um für Nachwuchs zu sorgen. Aber auch zu Saisonende hin, wenn die Wolfsbarsche sich eine Fettschicht für die Wintermonate anfressen. Kurzum, Naturköder stehen bei Wolfsbarschen an oberster Stelle. Vorallem hat sich gezeigt, dass durchschnittlich größere Exemplare eher mit Naturköder als mit Kunstköder gefangen werden. Beschäftigt man sich längere Zeit mit Wolfsbarschen, kommt man zu der Erkenntnis, dass große Wolfsbarsche faule Fische sind. Im Gegensatz zu den kleineren in Schulen jagenden Wolfsbarschen sind die alten erfahrenen Einzelgänger energiebewusste Jäger. Sie bewegen sich nur dann, wenn sich der Happen auch lohnt oder lecker riecht. Aber auch nur so viel, dass sie nicht zu viel Energie verbrauchen, wie das zum Beispiel beim Schwimmen gegen die Gezeitenströmung der Fall wäre. Man findet sie daher hauptsächlich in Bodennähe jagend oder aus dem Hinterhalt, wo sich die Gezeitenströmung an Unterwasserhindernissen bricht.
 
Weithin bekannt und populär ist das Brandungsangeln – wie wir es kennen – stationär mit zwei Ruten und einem Dreibein. Bei dieser stationären Angelei legt man sich auf bestimmte Angelspots fest und wartet auf einen vorbeiziehenden Schwarm. Viel effektiver und weitaus erfolgversprechender ist jedoch das aktive Angeln am Grund mit dem Roll- oder Rutschblei und das Angeln mit der Posenmontage. Ein Vorteil bei der aktiven Angelei vom Ufer ist, man kann ein und dasselbe Gerät für die Posenmontage oder beim Angeln auf Grund verwenden. Man ist nicht nur flexibler bei der Wahl des Angelplatzes und bei der zu befischenden Fläche, auch kann man sich der Struktur und der Bodenbeschaffenheit schneller anpassen. Fischt man direkt an einer hängerträchtigen Steinschüttung, ist man mit der Posenmontage besser beraten; und die Grundmontage eignet sich hervorragend zum Befischen von Strandabschnitten mit sandigem Grund. Ich verwende bei beiden Methoden eine 3,60m lange 3lbs Karpfenrute bestückt mit einer großen Spinnrolle, diese bespult mit einer ca. 15kg tragenden geflochtenen Schnur für das Angeln auf Grund. Das hat den Vorteil, dass man bei größerer Wurfdistanz die Anbisse besser erkennt. Bei der Angelei mit der Posenmontage ziehe ich jedoch eine monofile Qualitätschnur vor, da man fast vor den Füßen angelt. Vorteil hierbei, ich mach mir die Dehnung der Monofilen zunutze, um bei der ersten heftigen Flucht des Wolfsbarsches nach dem Anbiss nicht gleich mit der Rollenbremse arbeiten zu müssen. Außerdem kann man den tobenden Fisch so besser von Gefahrenquellen wie mit Muscheln besetzten Steinen fernhalten.
Die Montage sollte bei beiden Methoden so einfach wie möglich gehalten werden. So kann bei der Grundmontage auf Lockperlen gänzlich verzichtet werden, da sich Wolfsbarsche eher an Gerüchen und Bewegungen orientieren.
 

Mit der Posenmontage
Man unterscheidet hier in zwei Montagen; einmal ausgelegt für das Angeln bei harter Gezeitenströmung und für das Angeln an strömungsarmen Spots oder wenn die Gezeitenströmung allmählich abnimmt.
Aufbau der Montage zum Angeln in der Strömung:
Durchlaufpose (die Tragkraft kann aufgrund von hartem Wellenschlag, Wind und Strömung zwischen 10g-40g variieren), Durchlaufblei Oliven- oder Kugelblei, Wirbel, Vorfach (mind. 0,30mm monofile Schnur), Wurmhaken der Größe 1/0 für Seeringelwürmer oder einen Karpfenhaken der Größe 1 für Garnelen (s. Zeichnung Postenmontage). Wichtig beim Angeln in der Strömung: Da Wolfsbarsche sich bei harter Gezeitenströmung lieber am Grund aufhalten, sollte der Angelplatz mit der Posenmontage genau ausgelotet werden. Was nützt ein Seeringelwurm oder eine Garnele, die im Mittelwasser umher tanzt, wenn die Wolfsbarsche sich energieschonend am Grund aufhalten.

Aufbau der Montage bei wenig Strömung:
Vorbebleite Buldo-Posen (10-20g), Vorfachlänge ca. 70cm, Durchmesser der Vorfachschnur mindestens 0,30mm. Wurmhaken der Größe 1/0 für Seeringelwürmer oder einen Karpfenhaken der Größe 1 für Garnelen. (s. Zeichnung Buldomontage).
Der Vorteil einer Buldomontage ist, dass der Köder nahezu schwebend angeboten wird.
 
Topköder, Seeringelwurm und Garnele
Der Seeringelwurm wird vom Kopf heraufgezogen, bis er den gesamten Hakenschenkel bedeckt. So, dass sich das lange Ende des Wurms noch frei bewegen kann. Ein schlapp herunterhängender Wurm findet nur selten Beachtung von den Wolfsbarschen, deshalb sollten tote Würmer immer gegen frische, quirlige Exemplare ausgetauscht werden. Um die Garnele lebend anzuködern, wird der Haken durch das vorletzte
Glied des Schwanzes gestochen. Zur Steigerung der Attraktivität können auch mehrere Garnelen auf einen Haken gezogen werden.
 
Angelplätze, an denen man mit der Posenmontage besser beraten ist, sind Hafenmolen, Steinschüttungen oder Krautfelder. Alles Plätze an denen sich Krabben, Garnelen und Seeringelwürmer wohlfühlen. Auch das wissen nicht nur die Wolfsbarsche! Es kommt häufig vor, dass die Pose ruckartig abtaucht – ohne einen Wolfsbarsch am Haken. Mit hoher Wahrscheinlichkeit machen sich da gerade andere Meeresbewohner über die angebotenen Würmer her. Außer dem Köderdieb Nummer eins, der Krabbe, schätzen auch kleinere Fische, wie Seeskorpione, Lippfische und andere den leicht zu erbeutenden Wurm. Da hilft nur eins: Den Angelplatz dahin wechseln, wo weniger Köderdiebe ihr Unwesen treiben.
 
Aktiv am Grund
Diese Methode ist eigentlich nichts Neues an der Nordsee. Nicht nur, dass das aktive Brandungsangeln auf den Britischen Inseln äußerst populär ist, auch unsere Großväter wussten damit auf Kabeljau & Co zu fischen. Zwar nicht mit dem „Hightech“ Material aus unserer Zeit, trotzdem fingen sie selbst Kabeljau von 15 Pfund. Das Material mit dem wir heute Fischen hat sich seither stark verändert. Auch ist der Zielfisch an der Nordsee heute ein anderer. Mit diesem Hightech-Material, auf das wir heute zurückgreifen können, lässt sich zusammen mit der altbewährten Technik aus Großvaters Zeiten wieder erfolgreich auf Wolfsbarsch fischen. So zum Beispiel die dünneren geflochtenen Schnüre; im Gegensatz zu den dickeren monofilen Schnüren können wir heute viel leichter fischen und somit auch das Bleigewicht besser der Gezeitenströmung anpassen. Es sollte dennoch nicht auf ein Stück monofile Schlagschnur (0,50 – 0,60mm im Durchmesser, Länge: mit zweimal der Länge der Angelrute ist man auf der sicheren Seite) verzichtet werden. Die Schlagschnur federt beim Wurf unsere Montage ab, folglich verlieren wir bei stärkeren Würfen kaum bis gar keinen Köder und sie dient außerdem als Abriebschutz für die anfälligere geflochtene Schnur. Selbst wenn wir nur über sandigem Grund fischen, kann sich die geflochtene Schnur aufreiben und verliert somit an Tragkraft, was beim Drill größerer Fisch zum Verlust führen kann. Zudem bietet die mobile Taktik den Vorteil, dass wir uns nicht mit schweren Brandungskoffern und sperrigen Futteral abmühen müssen. Mit leichterem Gepäck können wir relativ schnell mehrere Spots nacheinander abfischen. Eine Tasche mit ein paar Bleien, eine Vorfachmappe mit fertig geknüpften Montagen und eine Spule mit monofiler Ersatzschlagschnur, dazu noch ein kleines Behältnis mit unseren Ködern.
 
Angelplätze für das aktive Angeln am Grund
Im Gegensatz zur Ostsee sind an der Nordsee vielversprechende Angelplätze schnell gefunden. So zum Beispiel Wellenbrecher, sogenannte Buhnen, gebaut um bei Sturmflut die Strände vor der aufgewühlten See zu schützen. Diese, von Menschenhand gebauten Riffe bieten den Meeresbewohnern einen idealen Lebensraum. Das seeseitige Ende, der Kopf dieser Wellenbrecher ist zusätzlich mit großen Steinen gesichert. Dort gilt es die beköderte Montage so nah wie möglich zu platzieren, denn dort sind die Wolfsbarsche auf Beute aus. Aus den Steinen gespülte Krabben, Garnelen oder Fischbrut - der Tisch an diesen Spots ist reich gedeckt.
 
Beste Angelzeit für das aktive Angeln am Grund
Nicht nur bei Wolfsbarschen, auch bei anderen Meeresfischen steigt die Fressaktivität in gewissen Zeiten spürbar an; kurz nach starken Stürmen, wenn sich die raue See allmählich beruhigt. Und auch bei der sogenannten Springflut – alle 14 Tage bei Voll- oder Neumond, bei der das Hochwasser nur einige Zentimeter höher aufläuft. Die Ebbe fällt unterdessen niedriger aus als normal, es kommt insgesamt zu einer stärkeren Gezeitenströmung. Aufgrund des gestiegenen Strömungsdruckes erhöht sich auch der Energieverbrauch der Fische und lässt somit auch deren Fressaktivität steigen. Räuber wie der Wolfsbarsch nutzen diese Gezeitenströmung auch um leichter Beute zu machen und verharren an Stellen, wo sich die Strömung bricht, wie eben an den Köpfen der Wellenbrecher.
 
Montage & Köder:
Eine einfache Liftmontage (eine detaillierte Zeichnung findet ihr in unserem Buch zum Thema Wolfsbarsch) hat sich nicht nur beim Fischen in der Nähe von hängerträchtigen Grundstrukturen, wie wir sie bei den Buhnen finden bestens bewährt. Ein weiterer Vorteil dieser Montage ist, dass der Köder einige Zentimeter über Grund spielt, und zwar dort, wo die Wolfsbarsche jagen. Dorsche hingegen jagen direkt über dem Sand oder suchen nach Beute, die sich im Sand vergraben halten, Wolfsbarsche nehmen eher Beute wahr die sich vor ihnen oder über ihnen befindet. Wolfsbarsche haben einen gesegneten Appetit und ein großes Maul, das heißt bei der Ködermenge „nicht kleckern, sondern klotzen“. Ganze Sandaale oder Seeringelwürmer im Mehrpack bzw. im Cocktail mit Muschelfleisch sollten es schon sein. Daher empfiehlt es sich ein Zweihakensystem (Pennel Rig) zu verwenden. Aufgrund der zwei Anbisspunkte minimieren wir Fehlbisse, welche bei diesem großen Köder häufig vorkommen.
Damit dieses Köderpaket nicht gleich beim ersten Wurf vom Haken fällt, leistet ein sogenanntes Baitgum (Ködergummi) gute Dienste; einfach mehrmals stramm um das Wurmpaket gewickelt, fixiert das Baitgum den Köder im Handumdrehen - ein aufwendiges Knoten entfällt!



Wolfsbarsch - spannende Unterwasseraufnahmen

 
 

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