Rügens Silberküste – Spinnfischen auf kapitale Meerforellen

(von Michael Zeman)
 
Die wunderschöne Küstenlinie der Insel Rügen bietet dem Meerforellenangler nicht nur eine passende Kulisse, sondern auch die Chance auf tolle Meerforellen. Die Gewässer Rügens bieten vielleicht die besten Möglichkeiten im gesamten Ostseeraum, den Fisch des Lebens zu fangen. Aber eins ist klar, wer hier einmal gefischt hat, wird wieder kommen und wieder kommen und …
 
















Der Winter 2010 / 2011 hatte die Insel Rügen ordentlich am Wickel. Immer wieder türmte sich der Schnee auf, eisiger Wind pfiff über die Insel und es folgte eine ungewöhnlich ausgeprägte Eisbildung an der Küste. Teilweise ging auf der Insel gar nichts mehr, denn die Schneewehen wehrten sich oft erfolgreich  gegen jegliche Räumversuche. Brrrrr, da froren nicht nur in Gedanken die Rutenringe zu. Überall entlang der Ostseeküste war die Meerforellenfischerei Anfang 2011 nahezu zum Erliegen gekommen.
Und Ende März sollte es doch zum gemeinsamen Fischen mit Henry und den Jungs nach Rügen gehen. Die Zeit kam näher und endlich schmolz auch Schnee und Eis, so dass die Fahrt nach Rügen problemlos verlief. Das Wochenende 25. und 26.03.2011 stand ganz im Zeichen des kleinen aber feinen Meerforellen-Treffen auf Rügen, das zum dritten Mal stattfinden sollte. Ganze 17 Küstenverrückte hatten sich hier zusammengefunden. Aber das wird sich beim vierten Treffen am 30.03.-01.04.2012 (Infos in Kürze) sicherlich ändern. Denn was wir an diesem Wochenende erlebten, war ganz großes Kino.

Das Wetter am Samstag war geprägt von einer durchgängigen Bewölkung ohne Niederschlag und östlichen Winden. Der Wind war aber nicht wirklich kalt und führte einen nicht nur auf Rügen entscheidenden Effekt herbei. Es zeigte sich, dass der Wind dazu führte, dass an der Ostküste warmes Oberflächenwasser zusammengeschoben wurde. Und so betrug die Wassertemperatur 5,3°C und lag damit um 2,3°C höher als an der Nordküste. Dieser Temperaturunterschied hatte sich innerhalb von 24 Stunden ergeben und sollte wieder einmal entscheidend für die Meerforellenfischerei sein.  Und so war es kein Wunder, dass Henry, Ralph, die beide auf Rügen leben, und ich die Ostseite Rügens befischten. Als wir an den Strand kamen, sahen die Verhältnisse einfach perfekt aus. Eine moderate Brise führte zu bewegtem und leicht angetrübtem Wasser. Es sah alles so richtig „giftig“ aus. Trotzdem sollte bis Mittag nichts passieren, aber wir entschieden beim Klönschnack am Strand, dass wir der Stelle noch eine weitere Chance geben sollten. Wir fischten mit einem Abstand von 150 Metern als wir plötzlich sahen, dass sich Ralphs Spinnrute ordentlich durchbog. Als die gehakte Meerforelle auch auf beeindruckende Art und Weise die Wasseroberfläche durchbrach kurbelten wir ein, um uns zu Ralph zu verholen. Und da war ordentlich was im Gange. Ralph konnte mit einiger Anstrengung den Fisch erfolgreich keschern und zeitgleich war sein Freudenschrei zu vernehmen - Und dies zu Recht. Was für ein Fisch lag da im Kescher?! Einfach der Hammer. Ein großer Blankfisch hatte den Spinnköder kompromisslos attackiert. Nicht jeden Tag kann man einen Überspringer von  89 Zentimetern und 7,45 Kilo haken und vor allem erfolgreich landen. Beim abendlichen Treffen aller teilnehmenden Angler war das A-ha groß. Wir hatten einen Ausnahmetag erwischt. Und so konnte der 11 jährige Paul einen Blankfisch von 81 Zentimetern und 5,5 Kilo landen. Paul hatte erst 14 Tage vorher die Fischereiprüfung erfolgreich gemeistert. Petri Heil Paul! Und aller Guten Dinge waren Drei: und so legte Dirk doch tatsächlich einen Fisch von 91 Zentimetern und 8,5 Kilo auf die Planken.
Mit derartigen Sternstunden kann man natürlich nicht rechnen, aber auf Rügen kann wie gesagt jederzeit der Fisch des Lebens einsteigen.
 


















Die Saison auf Rügen
Für Meerforelle und Lachs gilt eine absolute Schonzeit vom 15. September bis einschließlich 14. Dezember (wie entlang der kompletten Küste Mecklenburg-Vorpommerns), unabhängig davon, ob die  Fische gefärbt oder silbern sind. Anders als in Schleswig-Holstein gilt in diesem Bundesland ein Meerforellen-Mindestmaß von 45 Zentimetern. Die Saison startet somit im Mitte Dezember und reicht bis Ende April / Anfang Mai. Die Wintermonate sind natürlich stark von den Wetterumständen abhängig. Aber selbst während einer Frost-/Schneephase können kleine Wetter- und Temperaturschwankungen dazu führen, dass die Meerforellen in Beißlaune geraten. Milde Winter bieten gerade im Januar und Februar natürlich die besseren Rahmenbedingungen. Einen ganz wesentlichen Einfluss hat die Wassertemperatur und so gehört ein Thermometer unbedingt zur Ausrüstung. Entlang der langen Küstenlinie Rügens kann es ohne weiteres Unterschiede bei der Wassertemperatur von 2 bis 3°C geben - und die sind immer wieder entscheidend. Dies gilt es herauszufinden, denn auch die Hauptnahrung wie Sandaale und Heringe suchen in Küstennähe lieber die einen Tick wärmeren Gebiete auf. Je weiter das Frühjahr und damit die Temperaturen fortschreiten, desto geringer wird aber der Einfluss der Wassertemperatur. Haben wir entlang der kompletten Küste Wassertemperaturen von über 6°C, können wir die Meerforellen überall antreffen.
 
Revierüberblick
Für die Meerforellenfischerei liegt der Fokus auf der Nordwest-, Nord- und Ostseite der Insel Rügen mit ihren offenen Ostseeküsten – von Dranske bis Thiessow. Dabei ist aber gerade im Südosten der Insel eine ganze Reihe an Naturschutzgebiete zu beachten, an deren Küstenlinie ganzjährig nicht geangelt werden darf. Trotzdem findet der Angler an einer unglaublichen langen Küstenlinie eine Vielzahl hervorragender Angelplätze mit zum Teil ganz unterschiedlichen Charakteren.
Überall lassen sich Riffe, Sandbänke und Tangwälder finden, die eine äußerst spannende Fischerei ermöglichen. Trotzdem sollten wir die scheinbar langweiligen Sandstrände nicht außer Acht lassen.
Wenn wir uns das Luftbild der Küstenlinie von Glowe anschauen, dann würden wir hier vielleicht einige Plattfische vermuten. Doch weit gefehlt, denn trotz des überwiegend sandigen Untergrunds finden sich hier regelmäßig die Meerforellen an. Und so wurden hier, für Insider nicht überraschend die beiden angesprochenen Blankfische von 91 und 84 Zentimeter Ende März 2011 gefangen.
Ganz typisch für Rügen sind auch die imposanten Steilküsten, die im Küstenbereich durchweg strukturreiche Untergründe besitzen und von den Meerforellen sehr gerne aufgesucht werden.
Auf den beiden Fotos vom Kap Arkona bzw. der Steilküste bei Mukran können wir eine Wassertrübung erkennen, die ebenfalls ganz typisch für Rügen ist. Nicht nur der Küstenabschnitt mit dem berühmten Königsstuhl besitzt eine Steilküste aus einer viele Millionen Jahre alten Kreide, die für die typische Wassertrübung sorgt. Auch die Steilküsten am Kap Arkona oder bei Sassnitz / Mukran bestehen überwiegend aus Kreide. Zeitweise kann aufgrund von starken auflandigen Winden oder Strömungen in diesen Bereichen das Angeln unmöglich werden. Finden wir aber nur leicht getrübtes Wasser vor, oder liegt die Trübungskante innerhalb unserer Wurfweite, dann können wir immer wieder mit einer erstklassigen Fischerei rechnen.



















Der jährliche Heringszug und das zahlreiche Vorkommen von Sandaalen vor Rügen führen dazu, dass viele große Meerforellen Rügens Gewässer aufsuchen, um sich hier kugelrund zu fressen. Da es rund um Rügen praktisch keine Aufstiegsgewässer gibt, finden sich hier Meerforellen aus einem weiten Einzugsbereich ein. So sind Vermutungen plausibel, dass die Fische nicht nur aus deutschen und dänischen Gewässern sondern auch aus schwedischen, polnischen, baltischen oder gar finnischen Flusssystemen stammen.
Die Nähe der offenen Ostseeküste zu den brackigen Boddengewässern führt dazu, dass der Meerforellenangler durchaus auch mit dem Fang eines Hechtes rechnen kann. Und so wundert es nicht, dass immer wieder Meerforellen gefangen werden, die einer Hechtattacke entkommen konnten (vgl. Foto).


 
Angeltechnik
Spinn- wie auch der Fliegenfischer können gleichermaßen auf den Fang eines Silberbarrens hoffen. Oft besitzt aber der Spinnfischer Vorteile, da die Fische häufig außerhalb der Reichweite des Fliegenfischers ziehen. Aber natürlich treffen wir auch regelmäßig Situationen an, bei denen die Meerforellen sich unglaublich dicht unter Land befinden. Der 11-jährige Paul, der seinen Papa zum Meerforellentreffen Ende März begleitete, fischte vom Spülsaum und hakte den 81 Zentimeter langen Überspringer. Der Papa hatte sich weit auf eine Sandbank hinaus gewagt und hat sicherlich nicht schlecht gestaunt, was für einen Fisch Paul hinter Papas Rücken ans Band bekommen konnte.
Aufgrund der guten Durchschnittsgröße der Meerforellen, häufig tiefes Wasser in Wurfweite und mitunter starker Strömung wird auf Rügen eine Klasse „höher“ gefischt. Fischen wir an anderen Küstenbereichen der Ostsee erfolgreich mit Blinkern und Küstenwobblern bis maximal 18 bis 20 Gramm, so sollten wir auf Rügen verstärkt auf Ködergewichte um die 25 bis 28 Gramm setzen. Alle Muster die Sandaal und Hering imitieren sind mit den typischen Farben (grün / silber oder blau / silber) erste Wahl. Bei kalten Temperaturen können Kunstköder in weißen und pinken Farben den Unterschied machen.
Auch auf Rügen hat der Spinnfischer, der den Köder variantenreich führt und sich in den Küstenabschnitt „hinein denken“ kann meist die Nasespitze vorn. Der Meerforellenangler muss natürlich auch auf Rügen mit Schneidertagen rechnen, aber irgendwann kommt der ersehnte Einschlag einer großen Meerforelle.


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