Südschweden - Meerforellen an der Küste von Skane & Blekinge

(von Ralph Hendes-Drewes, KHD Fishing, https://www.fliegenfischen-weltweit.de)
 
Eine Frage wird mir oft gestellt: „Warum fährst du eigentlich immer nur nach Südschweden?“ Ganz einfach: Es gibt keinen Küstenabschnitt, der aufregender ist als der um die Region Skane. Schroffe Felsplateaus mit ausgeprägtem Schärencharakter, Abschnitte mit großen Steinen, die jeden Watversuch zum Abenteuer mit ungewissem Ausgang werden lassen und klassische Küstenabschnitte mit ausgedehntem Leopardengrund - allein diese außergewöhnliche Topographie macht die schonische Küste zu etwas ganz Besonderem.
 
Wer einmal die Muße findet, an einem milden, sonnigen Frühlingstag zwischen bemoosten Felsen an einem kleinen verwunschenen Wäldchen innezuhalten, wird die grandiose Wucht der schonischen Natur spüren und augenblicklich verstehen, warum es so viele Meerforellenangler immer wieder genau hierher führt.
 
Es ist jedoch gerade diese Vielschichtigkeit der Küstenstruktur, die uns das Fischen nicht leicht macht. In welcher Region, an welchem Platz und an welchem Stein soll ich heute fischen? An welchem Stein? Ja, diese Frage ist durchaus ernst gemeint. Entgegen der landläufigen Meinung spielt es durchaus eine Rolle, ob ich jeden Spot bewusst und konzentriert befische.
 
Die Meerforellen in Südschweden sind etwas ganz Besonderes. Außergewöhnlich in Form und Größe. Jedes Jahr wieder gelingt es mir mit Freunden, ohne die diese Erlebnisse übrigens nicht halb so schön wären, mindestens eine Meerforelle um 70 cm Länge zu erbeuten. Ich sage bewusst „erbeuten“ und nicht „überlisten“, da einem der Fang einer großen Meerforelle oft völlig überraschend und scheinbar zufällig widerfährt. Manchmal sind es Fleiß und Zuversicht, ein anderes Mal jedoch einfach nur pures Glück.
 
In Südschweden gibt es die vielleicht größten Schwärme von Meerforellen mit einer Durchschnittgröße von deutlich über 50 cm. Auf die Frage der Anzahl sogenannter blanker Fische in Relation zu gefärbten Fischen herrscht hier, wie fast bei allen mir bekannten Meerforellen über 50 cm, ein deutlich größerer Anteil an gefärbten Fischen. Die Frage welche der beiden Varianten die freudebringendere ist, halte ich allerdings für eine rein philosophische. Unserer Freude an der Fischerei sollte dies keinen Abbruch tun.
 
Die Aussicht auf einen großen, alten Meerforellenbock von 80 cm fasziniert mich ebenso wie der eines sogenannten blanken Überspringers. Die Vorstellung der Menge großer Fische, elektrisiert mich auch in der fischereifreien Zeit immer wieder aufs Neue. Südschweden ist Großwildjagd.
 
Für all diejenigen, die meine blumige Liebeserklärung an Schweden bereits zu langweilen droht, hier nun einige hilfreiche Informationen:
 
Für mich kann ein Angeltag auch ohne Fang zu einem besonderen Erlebnis werden. Nichts ist jedoch schöner, als eine erfolgreiche Jagd mit Freunden, mit denen man gemeinsam die spannenden Geschichten um den Fang einer Meerforelle teilen kann. Fischen ist Jagd. Auch wenn jeder darunter etwas anderes versteht, gehört letztendlich zu jeder erfolgreichen Jagd eine Strategie.
 
Nach mehr als zwanzig Jahren der Meerforellenfischerei in Südschweden, halte ich die Aussage „folge dem Wind“ für die wichtigste. Der Wind ist dein Wegweiser. Fische bei Welle und zu Du wirst erfolgreicher Fischen. Selbst 5-Meter-Würfe mit der Fliege bei auflandigen Bedingungen haben oft mehr Erfolg als 20-Meter-Würfe bei ablandigem Wind.
 
Selbst bei niedrigsten Wassertemperaturen (um 0,5°C) bestehen noch gute Chancen auf den Fang einer Meerforelle - dem niedrigen Salzgehalt in Südschweden sei Dank. Suche das Riff und fische bei höheren Temperaturen (3 - 4°C) im weißen Wasser und bei niedrigen Temperaturen in den ruhigeren Bereichen, neben Riff und Brandung.
 
Die Suche nach einer Wassertrübung, insbesondere einer Trübungskante, ist von Vorteil und lässt die Fische weniger misstrauisch auf unseren Köder reagieren. In bewegtem Wasser verwende ich gerne größere, auffälligere Köder, bei klarem Wasser dagegen gern kleinere und dezentere. Köderwahl ist eine Glaubensfrage. Vertraue Deinem Köder und Du verbesserst Deine Fangaussichten. Glaubst Du nicht an Deinen Köder, wechsle ihn. Manchmal fische ich tagelang den gleichen Köder, ein anderes Mal wechsele ich stündlich. Gib nicht auf bei extremer Kälte. Ein zarter, nicht zu klein gewählter Köder in blassem Rosa, langsam geführt, bringt hier oft den Erfolg.
 
Bei der Wahl der Plätze orientiere dich an klassischen Punkten wie Riffe, Landspitzen, Tangfelder, große Steine und den Ausläufern der Flussmündungen (unter Beachtung der Schutzzonen). Die Fische haben nach meiner Erfahrung immer gleiche Anlaufpunkte. Und zwar mancherorts auf nur wenige Quadratmeter beschränkt. Hier tauchen sie immer wieder auf - leider jedoch reichen auch jahrzehntelange Erfahrung nicht aus, um zu wissen wann. Hier gilt es, sich viel zu bewegen und häufig den Platz zu wechseln.
 
Mein Vertrauen auf Erfolg sinkt bereits nach wenigen Würfen ohne Kontakt, da die meisten Plätze bereits nach wenigen Minuten die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg preisgeben. Hast Du jedoch Erfolg und es tritt unvermittelt eine Beißpause ein, so gewähre dem Platz ein wenig Ruhe und versuche Dein Glück wenig später erneut. Stellt sich dann kein Erfolg ein, versuche dich in einem neuen Revier anstatt auf die Rückkehr der Fische zu hoffen.
 
Beginne am nächsten Tag am erfolgreichsten Platz des Vortages, wechsele jedoch zügig, wenn der Erfolg ausbleibt.
 
Die Wahl des Angelplatzes ist, wie immer, abhängig von Wind, Wassertemperatur, Salzgehalt und Strömung. Strömung und Salzgehalt sind Faktoren, die nur schwer in eine Planung mit einzubeziehen sind. Die Wassertemperatur sollte jedoch an jedem Platz neu gemessen werden. Bei sehr niedrigen Wassertemperaturen kann bereits ein Unterschied von nur einem Grad eine entscheidende Rolle spielen. Wärmeres Waser bedeutet aktivere Fische und ein längeres Verweilen in diesem Bereich.
 
Über die Führung der Fliege wurde und wird viel spekuliert. Ich glaube, dass ein blanker Fisch auch bei niedrigsten Temperaturen einem schnellen Köder folgen wird. Die alten, gefärbten Fische werden jedoch einen langsameren Köder bevorzugen. Wind und Wellen sind unsere wichtigsten Orientierungshilfen. Leichte bis mittlere Nord- bis Nordostwinde sind ideal für das Fischen bis in den Süden der Region um Kåseberga. Bei etwas stärkeren Nord- und Nordostwinden ist teilweise die Region um Kivik noch sehr gut zu befischen. Mittlerer bis starken Ostwind macht die Wahl leicht - nur noch einige Plätze der Region um Vik und der Bereich um Kåseberga versprechen Hoffnung auf fischbare Bedingungen. Sollte diese Region nicht mehr fischbar sein, hilft nur noch die Flucht in die wunderschönen Küstenbereiche um Ystad. Bei nicht zu starken Winden aus Süd und Südwest ist diese Region ebenfalls ideal.
 
Die Saison der Meerforellenfischerei in Südschweden beginnt mit dem Ende der Schonzeit am 1. Januar und endet mit dem Eintreffen der ersten Hornhechte Ende April/Anfang Mai.
 
Es gibt kein wissenschaftlich fundiertes Rezept zum gezielten und vorhersagbaren Fang von Meerforellen, dafür aber hunderte von Einzelfaktoren, die in ihrer Gesamtheit über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
 
In der Hoffnung, ein klein wenig Appetit auf dieses schöne Revier der
schwedischen Ostsee gemacht zu haben und mit meinen persönlichen Erfahrungen einen kleinen Beitrag zum Erfolg leisten zu können, wünsche ich herzliches „Petri Heil“.
 
Wege zum Erfolg
  • Folge dem Wind und suche bewegtes Wasser
  • Prüfe die Wassertemperatur
  • Vertraue Deinem Köder. Als Faustregel gilt:
- kalt und/oder trübe: große auffällige Köder
- warm und/oder klar: kleine, dezentere Muster
  • Stellt sich an deinem Platz nach einiger Zeit kein Erfolg ein, so wechsele den Platz ohne Zögern.
  • Warte nicht darauf, dass die Fische zu Dir kommen. Fische aktiv und bewege Dich viel
  • erhalte Dich ruhig am und im Wasser



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