Meerforellen im Fluss – die besten Plätze finden!

Meerforellen im Fluss – die besten Plätze finden!
(von Michael Zeman)
 
Die Meerforellenjagd an den kompakten Niederungsflüssen in Norddeutschland und Dänemark übt einen großen Reiz aus. Jederzeit kann es passieren, dass eine kapitale Meerforelle den Spinnköder oder die Fliege nimmt. Mit dem nötigen Hintergrundwissen zu Standplätzen und Verhalten der Meerforelle im Fluss hat auch der Einsteiger eine reelle Chance.
 
Endlich hatte es geregnet und unsere dänische Au hat wieder einen guten Wasserstand erreicht. Als Flussangler werden wir nun unruhig, denn die besten Wochen am Fluss stehen uns noch bevor. Jeder Gang am Fluss ist an Spannung kaum zu überbieten. Denn jederzeit kann nun ein prächtiger Fisch einsteigen, der in diesen Größen kaum mit der normalen Küstenfischerei zu vergleichen ist.
 
Im Juli / August haben sich die Meerforellen schon oft über weite Strecken im Fluss verteilt, aber wer seine Auen und die Bewegungen der Fische kennt, wird sie finden und zu fangen wissen.
Viele Fische zeigen jetzt schon einen Ansatz von Laichfärbung, andere kommen noch silberblank herein. In diesen Wochen ist  alles möglich.
Veränderungen des Wasserstandes lassen weitere Meerforellen aufsteigen, die dann die älteren Standfische von ihren Plätzen verdrängen. Diese Bewegung sorgt für zunehmende Aggressivität unter den Fischen, die wir Angler für uns nutzen sollten, um erfolgreich mit der Fliegenrute oder aber mit der Spinnrute am Fluss zu fischen. An Sommertagen lassen sich die Fische in vielen Flusssystemen erst in der Nacht fangen. Hier muss sich der Angler auf die aktive Phase der Fische einstellen, erst dann wird er auch zum Erfolg kommen.
Regenreiche Sommerferien, die alle Familien fürchten, können für den Angler sehr aussichtsreich sein. An windigen Regentagen ist es nicht erforderlich, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen, denn dann stehen auch in den frühen Morgenstunden oder ab Nachmittag die Chancen sehr gut.
Gerade im August kann der Sommer aber durch eine lange Trockenperiode geprägt sein. In solchen Phasen kann die Fischerei schwierig sein oder ganz und gar zum Erliegen kommen. Die Wasserstände in den kleineren Auen sind dann teilweise extrem niedrig, so dass sich nur noch die Befischung der ganz tiefen Löcher versuchsweise lohnt.
Plötzliche Regenschauer mit selbst kleinen Anstiegen der Wasserstände, kann aber wieder unmittelbar Bewegung in die Fische bringen, weil sie die nächsten Aufstiegsetappen in Angriff nehmen. Hier gilt es dann, zum richtigen Zeitpunkt am Fluss zu sein. Die zunehmende Dunkelheit lässt die Fische dann zusätzlich  aktiver werden. Im August sind die Nächte schon wieder länger und auch über einige Stunden tiefdunkel, so dass die Fischerei gut vorbereitet werden will.
 
Im September sind viele Meerforellen in den Flusssystemen und das Gerangel um die besten Standplätze ist in vollem Gange. Zu diesem Zeitpunkt sind dann laichbereite Meerforellen aller Größen im Fluss.
In dieser späten Zeit (z.T. auch noch im Oktober) schieben sich noch immer neue Fische aus dem Meer kommend in die Auen ein. Viele gefangene Fische sind wie der September selbst – kurz und goldig.
Jetzt haben die meisten Meerforellen ihre Laichfärbung angenommen. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sich die Laichperiode nun nähert. Die Milchner tragen imposante Laichhaken und zeigen sich in den schönsten Farben. Gerade in diesen Monaten hat der Einsteiger eine ausgezeichnete Chance, einen starken Herbstfisch zu haken.
Ob der Angler seinen Fang in dieser Zeit entnehmen möchte, sollte er für sich ganz allein entscheiden.
Die Bestände in Dänemark sind wieder so groß, dass sich die Entnahme von Herbstfischen sich in keiner Weise nachteilig auf den Meerforellenbestand auswirkt. Aber viele Flussfischer setzten ihre Fänge in diesen Tagen zurück  (in Dänemark erlaubt und auch gern gesehen).
 
Auch für den erfahrenen Meerforellenfischer stellt die Flussfischerei eine ganz eigene Herausforderung und zugleich Faszination dar. Denn es sind viele verschiedene Faktoren, die das Verhalten der Meerforelle im Fluss beeinflussen.  Die Meerforelle reagiert sehr sensibel auf Schwankungen des Wasserstandes, der Wassertemperatur, unterschiedliche Tages- und Lichtverhältnisse, Wetteränderungen und sie fühlt auch im Fluss den Wechsel der Gezeiten.
 
Meerforellen im Fluss verhalten sich dabei ganz ähnlich wie Bachforellen, sie suchen typische Standplätze auf und so gilt es, die besten Plätze herauszufinden. Die Bachforelle wählt ihren Standplatz eher unter dem Aspekt aus, ausreichend Nahrung zu finden, während die Meerforelle ihren Platz nach Versteckmöglichkeiten und Schutz vor der Strömung aussucht.
Die besten Plätze werden meist von den großen und starken Fischen eingenommen. Dieser Platz wird aggressiv verteidigt bis der Fisch den Fluss weiter aufwärts wandert, um letztendlich am Laichprozess teilzunehmen.
Folgende Situationen führen dazu, dass eine Meerforelle um ihren Standplatz herum in Bewegung kommt oder diesen verlässt:

  • Eine zweite Forelle versucht der Ersten, den Standplatz streitig zu machen.
  • In der Nacht bewegen sich viele Fische in einem größeren Umkreis (stromab wie stromauf) um ihren Standplatz herum
  • Ist das Wetter tagsüber stark bewölkt oder regnerisch verlässt die Meerforelle gelegentlich ihr Versteck, wenn der Befischungsdruck nicht zu hoch ist.
  • Unabhängig von der Bewölkung führen starke Wassertrübung, meist verbunden mit erhöhten Wasserständen, ebenfalls dazu, die Meerforelle in Bewegung zu versetzen
  • Bei sonnigen Wetter kommt es vor, dass ein Standplatz der Meerforelle zeitweise zu hell wird und sie sich in den Schattenbereich der gegenüberliegenden Uferseite begibt.
  • Insbesondere mit fortschreitender Jahreszeit und der damit näher kommenden Laichperiode verlassen die Fische ihre Stellplätze und wandern sukzessive den Fluss hinauf, um sich flussaufwärts einen neuen Standplatz zu suchen. In den meisten Flusssystemen geschieht diese Wanderung nachts. Sollten tagsüber trübe Wetterbedingungen herrschen und die Wasserstände eine geeignete Höhe erreicht haben, stellen dies ebenfalls gute Bedingungen dar, dass die Fische weiterwandern.
Kennt der Angler die typischen Plätze, ist eine Meerforelle über kurz oder lang gefunden. Aber nicht alle Plätze sind auf Anhieb offensichtlich und so gewinnt die Kenntnis der jeweiligen Au bei unterschiedlichen Wasserständen an Bedeutung.
Unbegradigte Flussläufe mäandern mit vielen Kurven durch die Landschaft.
Außenkurven mit Strudellöchern (Prallhang mit Kolk) und Innenkurven mit abgelagertem Material (Gleithang) wechseln sich mit graden Flussbereichen ab. Drei ganz typische Stand- und damit potentielle Fangplätze wollen wir uns im Folgenden etwas genauer anschauen
 
Die Flusskurve
In der Kurve entwickelt sich die Strömung „korkenzieherartig“, strudelt von oben nach unten oder umgekehrt und lagert erodiertes Material zum Teil innen wieder ab. Hierdurch bildet sich außen oft ein Uferüberhang, so dass sich Unterspülungen bilden konnten. Das bedeutet auch, dass sich der Angler vorsichtig und ruhig verhalten sollte. Zum einen, weil er die Fische verjagen bzw. beunruhigen könnte und zum anderen, weil er seine eigene Sicherheit gefährden könnte, wenn er einbricht.
Die Veränderungen von Strömung, Gewässergrund und Tiefe schaffen einen vielfältigen Lebensraum. Eine Flusskurve oder Schleife ist für jeden Meerforellenangler schon ein optisch interessanter Abschnitt. Unterhalb der Abbruchkante findet sich meist eine tiefere Rinne, die einem Fisch guten Schutz bietet. Aber häufig entstehen hier auch Kehrwasser, die ein effektives Anbieten von Fliege oder Spinnköder erschweren. Bei Tageslicht ist ein tief geführter Köder der Weg zum Erfolg. Häufig ist die Meerforelle oberhalb einer Kurve (stromauf) anzutreffen. Daher sollte dieser meist wieder flacher verlaufende Bereich intensiv abgefischt werden.
 
Tiefe Löcher / Kolke
Tiefe Löcher (Kolke oder auch Gumpen genannt) entstehen insbesondere in Kurvenbereichen eines Wasserlaufs. Dort, wo das Wasser entweder kreist oder nahezu still steht, bilden sich diese tiefen Ausspülungen. Häufig hat man allerdings den Eindruck, dass diese tiefen Löcher wie ausgestorben sind. Der Eindruck trügt, denn in der Regel sitzt hier ein großer Fisch, der jeden Kleineren vertreibt und sich nur selten an der Oberfläche zeigt. Aber genauso gut kann es sein, dass sich hier mehrere kleinere Fische einstellen. Dies ist insbesondere ab August / September der Fall, wenn viele Erstlaicher in den Fluss aufsteigen.
Tiefe Ausspülungen entstehen aber nicht nur in Kurvenbereichen. Überall dort, wo ein Wechsel der Strömung entsteht, bilden sich auch mehr oder weniger tiefe Löcher. Diese finden sich vor und nach Rauschen bzw. Sohlgleiten oder hinter einzelnen Steinpackungen.  Genauso gut kann finden sich tiefe Stellen in gerade verlaufenden Flussabschnitten. Hier führen die Strömung und unterschiedlich feste Untergrundstrukturen zu einem regelmäßigen Wechsel von flachen und tieferen Passagen.
Es lohnt sich, diese tieferen Bereiche zu finden und von den flacheren Passagen unterscheiden zu lernen.
Oft werden beide Bereiche gleichmäßig befischt, da die lokale Kenntnis noch fehlt. Gerade in den Sommermonaten sind die flacheren Passagen aber gut durch eine hohe Vegetationsdichte (Wasserpflanzen) erkennbar.
 
Die Rausche
Rauschen sind flache Flusspartien mit einer starken / schnellen Strömung. Der Grund besteht meist aus Kies oder kleineren Steinbrocken. Im Oberlauf der Flüsse und Auen stellen diese Bereiche die typischen Laichplätze dar. Später im Jahresverlauf wachsen hier die Jungfische auf. Weiter flussabwärts finden sich ebenfalls regelmäßig solche Rauschen, auch wenn diese bei höheren Wasserständen nicht immer sofort ins Auge fallen. Vor und hinter einer Rausche befindet sich tieferes Wasser und damit attraktive Stell- und Warteplätze für die Fische. Im Sommer, wenn in anderen Bereichen des Flusses der Sauerstoffgehalt absinkt, finden sich rund um eine Rausche gerne Fische ein.
Auch in der Rausche können ohne weitere Fische stehen. Flache Rauschen werden natürlich am Tage ungern durch aufsteigende Fische passiert. Aber bei hohen Wasserständen oder in der Dunkelheit können diese Bereiche durchaus erfolgreich befischt werden. Das Problem liegt natürlich auch in der Präsentation und Führung eines Köders im schnellen Wasser. Wohlgemerkt, die Rausche selbst zählt nicht zu den klassischen Fangplätzen. Trotzdem kann der Angler sie beachten und gegebenenfalls in einem  Schnelldurchgang befischen. Die Hauptaufmerksamkeit gilt aber den tieferen Bereichen vor und nach der eigentlichen Rausche.
 
Mit einem geschärften Blick für Standplätze der Meerforelle und dem Wissen um das Aufstiegsverhalten steht nichts im Wege, sich dieser faszinierenden Fischerei zu nähern. Die schnell erreichbaren Auen in Norddeutschland und Dänemark bieten in einer wunderschönen Natur oft kapitale Überraschungen.

















 

Meerforellen an kleinen Flusssystemen - unglaublich spannend


 
 

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