Das Silber des Südens - Meerforellenangeln an Südschwedens Küste

(von Heiko Döbler und Michael Zeman)
 
Die Buschtrommeln sind unüberhörbar, die immer wieder von großen Meerforellen aus Südschweden berichten. Und wirklich, hier kann man den Traumfisch fangen. Aber ohne Revierkenntnisse kann es auch ganz schnell eine Enttäuschung werden. Damit Ihr Abenteuer hoffentlich ein silbernes Ende bekommt, stellen die beiden Autoren das Revier vor und geben wertvolle Tipps.
 
Oft wird das südschwedische Revier mit der Küstenlinie rund um Simrishamn / Kivik verbunden. Dieser Küstenstrich ist der bekannteste und ohne Zweifel auch ein sehr schöner und erfolgsversprechender Teil der schwedischen Silberküste. Doch das Revier umfasst noch viele weitere, weitgehend unbekannte Küstenlinien.
Ein Blick auf die Karte verrät schnell, dass Südschweden aus zwei „Bundesländern“ (schwedisch: Län) besteht. Zum einen ist es das Skane Län und zum anderen das Blekinge Län. Hier lässt sich noch viel Neuland entdecken.

 
Das Skane Län – der Westteil
Der nordwestliche Teil Skanes ist durch die beiden Halbinseln Bjäre und Kullen geprägt. Sie liegen umgeben vom Kattegat und sind landschaftliche Perlen. Die Halbinsel Kullen wird durch den markanten Kullaberg dominiert. Dieser „Torwächter zur Ostsee“ besitzt eine Höhe von 187 Metern. Seine hohen, felsigen Steilufer bilden die eindrucksvollsten Brandungsklippen der Ostsee. Neben einer exzellenten Frühjahrsfischerei an oft einsamen Stränden bestehen auch im Sommer sehr gute Chancen. Das salzhaltige, frische Kattegatwasser und die Strömung am Eingang zum Öresund schaffen die Rahmenbedingungen für eine sehr ansprechende Fischerei.  Der Öresund verbindet die Ostsee mit dem Kattegat und besitzt gute 75 Kilometer Küstenlinie. Auf schwedischer wie auch auf dänischer Seite ist die Küste intensiv genutzt und bebaut. Entlang der oft sandigen Küste finden sich immer wieder markante Steinriffe, die zum Teil sehr kapitale Meerforellen anziehen. Die Saison startet hier im Januar (südlich des Leuchtturms Kullen – vgl. Infobox) und erreicht im März und April ihren Höhepunkt. Das strömungs- und nahrungsreiche Öresundwasser ermöglicht an vielen Stellen aber auch eine ansprechende Sommerfischerei. Besonders an den Riffen können Sie auch im Sommer kapitales Silber fangen.  Die Fischerei konzentriert sich dabei rund um die kurzen Nachtstunden bis in die Morgendämmerung.
 
Das Skane Län – der Süd- und Ostteil
Mit der Bucht in Kämpinge an der Südküste von Skane geht der Sandstrand in eine lange Küstenlinie mit Feuersteingeröll über. Die Küstenlinie ist flach und wird bei Abbekås wieder abwechslungsreicherer. Beste Zeit ist hier das Frühjahr. Aber auch milde Phasen im Januar und Februar können sehr gut sein. Drücken kühle Meeresströmungen in Richtung Land, dann bestehen auch im Sommer realistische Chancen auf Meerforellen.
Westlich von Ystad ziehen sich lange Sandstrände, bevor die flache, mit Kiefern bewaldete Küste in die Hügellandschaft Kåsebergas übergehen. Kåseberga ist durch einen hohen Moränenrücken mit einer mehreren Kilometer langen Steilküste geprägt. Spätestens bei Skillinge wird die Küstenlinie immer steiniger, ja felsiger.  Nördlich von Simrishamn folgen dann Klassiker wie Kivik, Baskemölla oder Vitemölla.
In milden Wintern (Januar und Februar) bestehen gute Chancen, um einige schöne, blanke Fische zu fangen. Die Fangzahl ist jedoch deutlich geringer, als dies im März und April der Fall sein wird.
Abhängig vom Verlauf des Winters, den Wassertemperaturen etc. verlassen zum Ausgang des Winters die abgelaichten Meerforellen Skanes Flusssysteme. Diese Kelts schließen sich oft zu ungeahnt großen Schwärmen zusammen. Dies können ohne weiteres mehrere hundert Meerforellen sein, unter denen sich oft Grönländer, aber auch einzelne Überspringer befinden. Diese großen Schwärme „überfallen“ oft geradezu ganze Buchten und Riffe. Ein Schauspiel, das wir so von deutschen oder dänischen Küsten nicht kennen. Die Fische sind leicht auszumachen, da viele Meerforellen deutlich sichtbar die Wasseroberfläche durchbrechen. Viele Schweden warten, auf ihren typischen Klappstuhl-Rucksäcken sitzend, gezielt darauf, dass so ein Scharm auftaucht, bevor Sie mit dem Angeln beginnen.  Kommen Ende April / Anfang Mai die Hornhechte, verlagert sich die Meerforellenfischerei in die Morgen- und Nachmittag- bzw. Abendstunden.
 
 
Das Blekinge Län
Der Ostteil Blekinges ist gleichzeitig auch der Südausgang des 150 Kilometer langen Kalmarsunds, der zwischen der langgestreckten Insel Öland und dem schwedischen Festland liegt. Die Ostseite der Küste ist flach, aber von der Küstenlinie recht zerfurcht. Einige kleinere Schären sind der Küste vorgelagert, die in diesem Bereich oft sehr flach ist. Dies führt dazu, dass viele Bereiche dort für die Meerforellenfischerei wenig interessant sind. So stört es nicht wirklich, dass man aufgrund der vielen Privatwege auch nur schwer an die Küste kommt.
Bewegen wir uns weiter westlich, so ist nahezu die komplette Südküste Blekinges eine typische Schärenküste. Dieser Schärengarten mit seinen ausgedehnten Klippen, fischträchtigen Küstenlinien und den blumenreichen Strandwiesen übt einen ganz eigenen Reiz aus.
Das Blekinge Län und der uns interessierende Meerforellenbestand werden durch einige große Flusssysteme wie der Skräbeån oder der legendären Mörrum geprägt. Allein die aufstiegsstarke Mörrum beheimatet einen der größten Meerforellenstämme der Welt. Und so wundert es nicht, dass man kaum Meerforellen unter dem Mindestmaß von 50 Zentimetern fängt.
Die Winter- / Frühjahrsfischerei ist ähnlich wie in Skane, wobei sich die beiden folgenden Unterschiede ergeben:
1) Es werden merklich weniger Fische gefangen als in Skane.
2) Die Blankfisch-Quote ist deutlich höher – von 10 gefangenen Fischen sind mindestens 6 Fische blank.
Der Hauptgrund hierfür ist, dass es in Blekinge weniger Flüsse mit Meerforellenaufstieg gibt. Diese sind zum Teil sehr groß, wie z.B. die Mörrum. Zum einen halten sich Absteiger hier deutlich länger auf als in kleinen Flusssystemen. Zum anderen münden diese Flüsse meist im inneren Teil des Schärengartens von Blekinge, der aufgrund des hohen Süßwasseranteils für die Küstenfischerei auf Meerforellen uninteressant ist. Im Schärengarten selbst und auf dem Weg zu den offenen Küstenlinien verteilen sich die Absteiger viel breitgefächerter, als dies in Skane der Fall ist.
Die vorgelagerte Küstenstruktur Blekinges ist oft hunderte Meter, manchmal sogar mehrere Kilometer weit in die Ostsee hinaus moderat tief und mit vielen Untiefen behaftet. Dies bedeutet, dass die Fische nicht zwingend in die Wurfweite des Küstenfischers kommen müssen, um ausreichend Nahrung zu finden. Unter der geringeren Anzahl gefangener Meerforellen befinden sich jedoch immer wieder Traumfische von vier und mehr Kilo. Blekinge ist etwas für Meerforellenangler, die naturliebend und in der Lage sind, sich über weniger gefangene Fische als vielleicht in Skane. Hinzu kommt, dass wir hier ein sehr anspruchsvolles Watrevier vorfindet. Wer sich darauf einlassen kann, wird es lieben und immer wieder hierher kommen.

Eine Spezialität in Blekinge ist das Fischen (Casten) mit der Spinn- und Fliegenrute vom offenen Boot auf kapitale Meerforellen. Der Reiz besteht dabei nicht nur darin, die wunderschöne Küstenlinie Blekinges vom Boot aus zu erleben. Er besteht auch darin, besonders effektiv die großen Havsöringar, wie die Schweden die Meerforellen nennen, zu fangen. Mit Boot besteht der Vorteil, dass zum einen Bereiche angefahren werden können, die kein Watangler von Land aus erreichen kann. Zum anderen kann viel leichter und schneller zwischen unterschiedlichen Plätzen gewechselt werden, um die besten Bedingungen und vielleicht den Traumfisch zu finden. Wer in Blekinge ist, sollte einen Bootstag mit Markus Zimmer (Guiding & Unterkünfte in Südschweden, www.schwedenangeln.de) einplanen, um diese besondere Fischerei zu erleben.















 
Reviertipps

  • Beste Jahreszeit ist der März und April
  • In milden Wintern bestehen aber auch schon im Januar und Februar gute Chancen. Man fängt weniger Fische, aber mehr blanke.
  • Viele unterschätzen gerade im Westteil Skanes die Sommerfischerei.
  • Im Süd- und Ostteil von Skane müssen Sie im Frühjahr mit einer hohen Absteigerquote rechnen – von 10 Fischen ist oft nur einer blank.
  • Einheimische Spinnfischer setzen traditionell auf den Snaps, schließlich wurde er in Skane erfunden. Ist das Wasser kalt, sollten langsam zu führende Küstenwobbler in der Köderbox nicht fehlen. Im April, wenn die Zeit der Sandaale kommt, sind große, längliche Küstenwobbler und Blinker oft die beste Wahl.  An sehr windigen Tagen sind Ködergewichte bis 30 Gramm hilfreich.
  • Das Fischen mit dem Sbirolino ist immer mehr als eine Alternative.
  • Der Fliegenfischer sollte bei kaltem Wasser immer wieder ein Tangläufermuster fischen. Gerade im Frühjahr sind große Tobis- oder Wurmmuster top. Fischen Sie Vorfachstärken, die nicht unter 0,27 mm liegen.
  • In Wind und Welle zu stehen, ist oft die beste Wahl. Die Fische kommen dann sehr dicht unter Land. Oft reichen dann selbst kürzeste Würfe.
  • Wind aus östlichen Richtungen kann rund um Simrishamn zu überraschend hohen, unfischbaren Wellen führen. Hier lohnt ein Ausweichen auf die Westseite Skanes.
  • Fischen Sie variabel. Denken Sie sich in das Revier hinein. Automatenfischen ist oft zu wenig. Häufig stehen Fische im knietiefen Wasser auf den Riffen.
  • Im Winter ist es wichtig, Wassertemperaturunterschiede herauszufinden.
  • In keinem anderen Revier werden an scheinbar völlig langweiligen Stränden so viele und so große Fische gefangen.
Eins ist klar: Es gibt nur wenige Küstenreviere, die ähnliche Chancen auf einen großen Fisch bieten - und an denen der Watstock oft unumgänglich ist. Die Möglichkeit, wirklich schöne Meerforellen zu fangen, ist überall gegeben. Forellen bis zu 4 Kilo sind überhaupt nicht selten. Und über die Jahre haben viele Angler hier ihren Traumfisch gefangen. Einer von ihnen war Johan Berqvist, der im März 2002 nördlich von Helsingborg einen Blankfisch von 10,6 Kilogramm an einer kleinen Garnele fing. Wahrscheinlich ist es die größte Meerforelle, die weltweit an der Küste mit der Fliegenrute gefangen wurde.
Skitfiske!
 
Infobox: Schonzeiten etc.
Angelschein
Ein Angelschein ist an der südschwedischen Küste nicht erforderlich.
Regelung nördlich des Leuchtturms Kullens (Nordwest-Skane)
a) Generelles Angelverbot auf Meerforelle und Lachs
Es gilt an der Küste vom 1. Oktober bis einschließlich 28. (29.) Februar.
b) Schutzzonen vor Flusseinmündungen mit Angelverbot
An nahezu allen Flussmündungen gilt ein Angelverbot in der Zeit vom 1. Oktober bis einschließlich 31. März
c) Mindestmaße
- Meerforelle ……..… 45 Zentimeter
- Lachs ……………… 45 Zentimeter
Regelung südlich des Leuchtturms Kullens bis einschl. Nordost-Skane und Blekinge
a) Generelles Angelverbot auf Meerforelle und Lachs
An der Küste gilt dies vom 1. Oktober bis einschließlich 31. Dezember.
b) Schutzzonen vor Flusseinmündungen mit Angelverbot
An nahezu allen Flussmündungen gilt ein Angelverbot in der Zeit vom 1. Oktober bis einschließlich 30. April
c) Mindestmaße
- Meerforelle ……..… 50 Zentimeter
- Lachs ……………… 60 Zentimeter

 

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