Zehn Jahre Bornholm ...

von Aik Boymann, Hann. Münden


Bornholm ist seit nunmehr zehn Jahren für  mich jedes Jahr wieder ein Erlebnis.  Schon bereits einige Wochen vor Reiseantritt studiere ich täglich den Wetterverlauf und die Wassertemperaturen auf der Insel .  Das Haus und die Tickets für die Fähre werden gebucht und  je näher dann der Termin der Abreise im Frühjahr rückt umso größer wird die Anspannung.

Wenn man dann erst einmal die Fähre aus Ystad oder Sassnitz verlässt und  Bornholm vor einem liegt, steigt die Vorfreude ins Unermessliche. Endlich wieder zehn Tage Meerforellenfischen.


Als ich die Insel das erste Mal besuchte, fischten wir auch im Süden der Insel, genauer gesagt in Arnager. Bei leichter Welle gingen wir zusammen auf das große Riff. Ich nahm meine Fliegenrute und hängte eine Magnus ans Ende meines Vorfaches. Nach den ersten drei Würfen legte ich die Schnur erneut aufs Wasser und genau in dem Moment  als ich anfing zu Strippen, biss meine erste Meerforelle auf Bornholm. Eine geschätzte 80 cm Meerforelle, die noch nicht lange im Meer schwamm und Restfärbung aufwies. `Das fängt ja gut an`, dachte ich und staunte nicht schlecht als die Meerforelle vor mir war. Ich war so fasziniert von dem Fisch - nie zuvor hatte ich eine Meerforelle in der Größe gefangen.  Kurz darauf bin ich erst einmal aus dem Wasser gewatet und war wahrscheinlich vollgepumpt mit Adrenalin.  Kurz darauf fuhren wir nach Sorthat und dort erwischte ich zwei weitere Meerforellen von ca. 60 cm. Auch im weiteren Verlauf des ersten Urlaubes haben wir sehr gut gefangen und uns war gleich klar: Bornholm wir kommen wieder.  Nur leider war der erste Besuch viel zu kurz um die Insel mit ihren schönen Stränden  ganz kennen zu lernen.  

Genau ein Jahr später war es dann wieder soweit und neue Strände und Erlebnisse warteten auf uns. Mir persönlich gefällt die Ost- bzw. die Westküste am besten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir schon mehrere Tage auf der Insel waren und am vorletzten Tag einen Angelladen besuchten. Nach einem sehr netten Schnack und leckeren Kaffee bekamen wir nicht nur einen super Tipp, sondern auch jeder noch eine Big Hole Demon in die Hand gedrückt.  Am letzten Tag standen wir dann noch einmal sehr früh auf und wollten den ganzen Tag am Wasser fischen. Die Temperaturen waren noch ziemlich eisig als wir losfuhren und der Schnee vor der Tür war knüppelhart gefroren.  Am Strand angekommen, zogen wir uns an und sahen schon jemanden im Wasser stehen. Wir waren uns im ersten Moment nicht ganz sicher, ob er am Drillen war oder nicht. Doch als wir ihm näher kamen  war seine Rute krumm und er war am Drillen und das schon seit einiger Zeit.  Er hatte wohl seinen Kescher nicht dabei und eine verdammt große Meerforelle an seiner Fliegenrute. Mein Kumpel beschloss daraufhin ihm zu helfen, watete ins Wasser und wartete bis der Fisch vor ihm war. Als er ihn kescherte und wir ihn im flachen Wasser  vor uns hatten, standen wir einen kurzen Moment sprachlos da. Die Meerforelle war leider nicht blank und hatte noch reichlich Restfärbung, aber war mit einer Länge von 86cm das Größte was ich bis jetzt an der Fliegenrute an der offenen Küste gesehen habe. Als wir sie wieder schwimmen ließen, war der Fänger  gar nicht mehr ansprechbar und nur noch am Grinsen. `Was für ein Fisch`, dachte ich und nach diesem spektakulären Drill begab ich mich zu einem Riff und fing ebenfalls an zu fischen. Gleich der erste Wurf brachte einen Fisch, den ich jedoch  gleich wieder verlor. Die Sonne wärmte allmählich den Rücken und die Finger tauten auch langsam wieder auf. Mein Kumpel, der ganz rechts von  mir stand, fischte mit Tangläufer  und erwischt in der ersten Zeit vier Fische hinter einander. Kurz darauf  man die Meerforellen bei ganz leicht ablandigem Wind auch sehen. Die Fische waren wie im Rausch, sie sammelten Tangläufer und wollten auch nur diese. Wir probierten auch mal andere Muster durch doch Tangläufer waren am besten. Claus jedoch hatte seine Fliegenrute nicht dabei und fischte mit Blinker zwischen uns beiden.  Ohne Erfolg: die Meerforellen wollten keinem Blinker folgen und ignorierten ihn komplett. Mein Kumpel und ich hatten jeder schon einige Meerforellen, als Claus sich dazu entschloss auf Sbirolino umzubauen. Claus knotete die geschenkte Big Hole Demon in Rot an und machte mit ihr einige Würfe bis es bei ihm endlich klappte.  Der anscheinend sehr große Fisch wälzte sich an der Oberfläche, bis er sich schließlich unhaltbar in Richtung offenes Meer bewegte . Die Rute war krumm bis ins Handteil und die Rolle gab permanent Schnur nach .  Was für ein Drill! Ich lief sofort rüber zu Claus  um eventuell  zu Keschern und mir den Drill aus der Nähe anzuschauen. Claus versuchte alles, doch es gab absolut keinen Halt, bis plötzlich die Rute kerzengerade stand und Claus im ersten Moment dachte der Fisch habe gedreht und käme uns entgegen geschwommen. Doch leider hatte sich das Vorfach verabschiedet und somit auch der Fisch. Jedes Mal, wenn wir wieder dort waren zum Fischen, weckt es immer wieder diese Erinnerung.

Aber damit war der Tag noch nicht vorbei. Wir fischten also fleißig weiter mit Tangläufer und die Meerforellen buckelten immer noch in Wurfweite. An diesem Tag erwischte ich meine zweite – leider braune-Meerforelle mit 80cm, die ich wieder schwimmen ließ. Das war ein Tag, den wir wohl nicht so schnell vergessen werden.


 

Bornholm ist immer wieder für Überraschungen gut. So kann  ich mich noch daran erinnern, als ich mit meinem Onkel nach Bornholm fuhr.  Wieder einmal  war die Aufregung groß und was mich da gleich bei der Ankunft auf Bornholm erwartete, fand ich schon ziemlich lustig. Wir bezogen gemeinsam das Haus und packten die Taschen aus. Irgendwann stand ich draußen und wollte die letzte Tasche reinbringen, als es im Nachbarhaus einen lauten Knall gab. Ich dachte im ersten Moment, dass ihre Heizung explodiert sein müsse, bis ich ein lautes “Oh nein, das darf doch nicht wahr sein!“, hörte. Ich konnte nicht genau sehen was vor sich ging und näherte mich deshalb dem Nachbarhaus  und musste mir das Lachen wirklich verkneifen. Die Neuankömmlinge waren auch dabei die Taschen ins Haus zu tragen und hatten nebenbei im Zigarettenanzünder einen Kompressor angeklemmt um ihr Belly Boat aufzublasen und dieses hatten sie wohl vergessen. Das Belly Boat war geplatzt und nur noch Schrott.  Nach diesem ersten Highlight  setzten wir uns ins Auto und fuhren bei  idealen Bedingungen zum Balka Strand. Leichte Welle, das Wasser roch nach Fisch. Als die Dämmerung einsetzte, sah ich etwa 5-10m vor mir eine Meerforelle, die sich irgendetwas im Blasentang schnappte.  Da ich gerade zu einem neuen Wurf ansetzen wollte, präsentierte ich meine Magnus direkt vor ihr. Sie zögerte nicht lange, nahm die Fliege mit einem anschließenden gewaltigen  Sprung aus dem Wasser. Die Meerforelle war mit einer Länge von 68cm silberblank und in einer  wunderschönen Kondition - was für ein Traumfisch.


 

Im letzten Jahr besuchten wir die Insel Mitte April. Die Bedingungen waren nicht wirklich gut und der harte Winter hatte seine Spuren auf der Insel hinterlassen. Die Wassertemperaturen lagen bei ca. 3°C, kaum Nahrung  war im Wasser zu sehen und zudem zeigten sich die Meerforellen auch nicht in bester Beißlaune. Wir fuhren die Strände ab, fischten eine Weile und wenn sich  keine Meerforelle zeigte,  ging es gleich weiter.  Nach einigen Tagen kamen wir in Dondalen an und begannen zu fischen. Ich hatte ein Garnelenmuster dran, auf welches schon beim ersten Wurf eine Meerforelle biss. Ich setzte sie zurück, da sie mir noch nicht wirklich fit schien. Kurz darauf bemerkte ich einen Anfasser doch der Fisch war weg. Ich fischte nun eine Polar Magnus an einer Intermediate Schnur und blieb eine ganze Weile im Wasser stehen. Ich bekam langsam kalte Füße und wollte nicht mehr lange im Wasser bleiben. Das Wasser zeigte sich sehr ruhig und kein Fisch war weit und breit zu sehen, während ich fischte und fischte.  Als ich dann meine Schnur rausgelegt hatte und wieder einmal reinstrippen wollte, kam der knallharte Biss. Die Meerforelle schoss ohne lange zu zögern aus dem Wasser und setzte ihre ganze Kraft ein um sich gegen mich zu wehren. Der Drill dauerte für mich eine halbe Ewigkeit und von der Kälte war nichts mehr zu spüren. Die Meerforelle war silberblank, 70cm und brachte genau 4Kg auf die Waage. Ein Prachtfisch lag vor mir und ich war so glücklich, dass ich den Angeltag beendete und wir uns gemeinsam einen schönen Abend machten.


 

An diesem Abend, wie an vielen weiteren in den ganzen Jahren, hat Claus sich mit ganz besonderer Leidenschaft auch dem Kochen gewidmet und uns immer wieder etwas Leckeres gezaubert - wenn ich daran denke, läuft mir jetzt noch das Wasser im Munde zusammen. Dass er sich abends dann noch hinter den Herd stellt und für uns kocht, verdient großen Respekt.  

Grüße & tight lines
Aik Boymann

 


 



Meerforellenangeln auf Bornholm - ein paar Eindrücke



Blanke Meerforelle (Überspringer) beim Fliegenfischen auf Bornholm

 


 

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