Softbaits: Gummikrebse - im Rückwärtsgang

(von Henning Stielke, Auszug aus seinem Buch Softbaits - Erfolgreich angeln mit Gummiködern)

Neben den Gummifischen und wurmartigen Gummiködern wirkten Krebsimitationen lange wie Außenseiten. Inzwischen haben sich Krebse und krebsartige Gebilde als eigene wichtige und sehr fängige Kategorie von Softbaits etabliert, die in keiner Köderbox fehlen darf.
 
Krebsfleisch ist eine Delikatesse, und das nicht nur für uns Menschen. Denn auch Fische haben etwas übrig für die Schalentiere, nur dass sie nicht die Möglichkeiten habe, das zarte Fleisch aus dem harten Panzer herauszubekommen. Deshalb wird das ganze Tier mit Schalen und Scheren verspeist. Eine günstige Zeit zum Krebsschmaus bietet sich den Fischen, wenn die Krebse sich häuten. Dann sind sie nicht ganz so hart und wehrfähig.
Der Hunger auf Schalentiere beschränkt sich aber nicht nur auf die Zeit der Häutung. Wenn sich die Gelegenheit bietet, wird solch ein Krebs auch mit hartem Panzer und zwickenden Scheren verputzt. Und es sind gar nicht wenige Fischarten, die sich Krebse schmecken lassen, bei Hecht, Zander und Barsch stehen sie genauso auf dem Speiseplan wie bei Aal und Karpfen. Der Zielfisch Nummer 1 für das Angeln mit Gummikrebs ist gleichwohl der Barsch. Weil sich Krebse bei vielen Fischen großer Beliebtheit erfreuen, darf man sich jederzeit auf große Überraschungen beim Angeln mit Gummikrebsen gefasst machen.
 
Verschiedene Modelle
Die Nachfrage nach Gummikrebsen wird inzwischen von vielen Köderherstellern bedient. Dabei fallen die Produkte sehr unterschiedlich aus und schwanken zwischen sehr realistischen Krebsnachbildungen und Fantasiegebilden mit Scheren. Was besser ist, lässt sich gar nicht mit einem Wort sagen. Deshalb nun mit mehreren Worten:
Einen guten Gummikrebs zeichnet aus, dass man ihn wie einen echten Süßwasserkrebs über den Boden laufen lassen und mit seinen Scheren nach oben aufrichten kann. Dabei sollte die Imitation eine verführerische Beweglichkeit der Scheren, Fühler und Beinchen aufweisen. Gerade diese zarten Schwingungen der Gliedmaßen sind ein Trumpf in den Momenten, da man den Gummikrebs auf der Stelle stehen lässt und ihn kaum aktiv bewegt. Der Gummikrebs muss dabei gar nicht unbedingt täuschend echt aussehen, aber er sollte sich täuschend echt bewegen können.
Es gibt sehr harte, steife Krebsimitationen, an denen sich nichts bewegt und die sicherlich nicht gut fangen werden. Wichtig an einem Gummikrebs und an seiner Präsentation ist eine stabile Stellung am Boden. Wenn er von selbst oder unter leichtem Schnurzug steht, sollte der Gummikrebs in leicht schräger bis aufrechte Position am Boden stehen. Auf keinen Fall darf er flach auf dem Boden liegen bleiben oder beim Aufrichten zur Seite umkippen. Damit wäre er vollkommen unbrauchbar.
 





Krebsvergleich
Der eine ist starr der andere beweglich, der eine liegt platt auf dem Boden, der andere richtet sich auf. Der Unterschied zwischen zwei Gummikrebsen kann riesig sein. Welcher der Beste ist? Ganz einfach der, mit dem man einen echten Krebs am besten nachahmen kann. 
 


 
Richtig präsentieren
Krebse sind gemächliche Fußgänger, die es nie sonderlich eilig haben, wenn sie im Vorwärtsgang über den Gewässerboden krabbeln. Auch auf der Flucht, für die sie den Rückwärtsgang einschalten, haben sie es nicht allzu eilig, weil sie nicht nur flüchten, sondern auch drohen können, nämlich mit ihren Scheren. Beides, Flucht und Drohgebärde, spielen in der Regel zusammen. Der Krebs läuft rückwärts und erhebt dabei zur Abwehr seine Scheren. Dieses Verhalten sollte auch der Gummikrebs nachstellen können.
Der Gummikrebs wird also rückwärts über den Gewässerboden geführt. Das ist die Grundbewegung, mit der allein wir schon ein fängiges Angebot machen. Aber durch Variationen der Bewegung steigern wir die Fangaussichten noch einmal deutlich. So kann es einen enormen zusätzlichen Reiz ausüben, wenn man den Gummikrebs über die Rutenspitze auf der Stelle schüttelt oder ihn einmal kurz vom Boden abheben und wieder aufsetzen lässt.
 




Rückwärtsläufer
Bedenken Sie, dass der Krebs – vor allem, wenn er von vorne durch einen hungrigen Fisch in Bedrängnis gerät – ein Rückwärtsläufer ist. Ganz gleich, wie Sie ihn montieren, der Krebs sollte sich immer mit dem Schwanz voran fortbewegen und dabei die Scheren in Abwehrhaltung heben.
 


 
 
Wer zum ersten Mal mit einem Gummikrebs angelt, kann allerdings auch eine große Enttäuschung erleben, wenn er ein Modell einsetzt, dass sich nicht gut anbieten lässt. Dann wird er das Thema Gummikrebse für sich abhaken, ohne eine Ahnung zu bekommen, wie außerordentlich gut diese Köder fangen können. Mehr als bei irgendeiner anderen Ködergruppe gilt deshalb die Empfehlung: Schauen Sie sich einmal in klarem Wasser an, wie der Gummikrebs sich am Boden verhält. Läuft er wie ein echter Krebs, richtet er sich mit den Scheren nach oben auf? Dann ist er einsatzbereit. Liegt er nur am Boden, kippt er zu den Seiten? Dann montieren Sie ihn noch einmal anders. Hilft alles Umbauen und Montieren nicht, dann werfen Sie diesen Köder nicht aus, sondern weg und holen Sie sich einen guten Gummikrebs.
 
Wann mit Gummikrebs?
Wann ist die beste Zeit für den Einsatz von Gummikrebsen? Man könnte jetzt vermuten, das wäre in der Zeit, in der sich die Krebse häuten oder in der sie besonders aktiv sind und dadurch auf den Speiseplan der Fische rücken. Bestimmt erwecken die Krebse dann in besonderem Maße das Interesse der Fische. Und wir liegen garantiert nicht falsch, wenn wir dann den Gummikrebs einsetzen. Allerdings ist dieser Zeitpunkt schwer zu kalkulieren und schwer zu erkennen, weil wir diese Prozesse im Leben der Krebse nicht zu Gesicht bekommen werden.
Wir sind aber nicht darauf angewiesen zu erkennen, wann die biologische Uhr der Schalentier auf Häutung steht. Krebsimitationen stellen jederzeit einen interessanten Köder dar, wenn die Raubfische sich in Bodennähe aufhalten. Und das nicht nur in Gewässern, in denen die Fische Krebse als natürliche Beutetiere kennen. Selbst wenn die Fische noch nie in ihrem Leben einem Krebs begegnet sind, stellt die Bewegung der Krebsimitation einen so verführerischen Köder dar, dass die Fische sich nicht lange damit befassen, ob sie solche Kreaturen kennen, ehe sie hineinbeißen.
 
Krebs-Montagen
Gummikrebse können auf unterschiedliche Weise montiert und mit verschiedenen Techniken angeboten werden. Bevor man zu der einen oder anderen Montage greift, sollte man sich noch einmal darüber im Klaren werden, dass man keinen Fisch, sondern einen Fußgänger imitieren will, keinen schwimmenden, sondern einen laufenden Wasserbewohner. Mit welcher Montage und Technik wird das am besten gelingen?

  • Jighaken
Die einfachste Variante besteht darin, den Gummikrebs an einem konventionellen Jighaken anzubieten. Das kann gut funktionieren – aber nur, wenn Haken und Köder ideal zusammenpassen. Ansonsten fällt der Gummikrebs auf die Seite und schleift vollkommen unnatürlich über den Boden. Man kann den Krebs aber auch ähnlich wie einen Gummifisch jiggen und ihn nur kurz auf dem Boden stehen lassen. Dann verhält er sich zwar nicht wie ein Krebs, kann aber trotzdem wirken.
  • Freier Haken
Der Körper eines Krebses ist mit seinen Gliedmaßen komplizierter als der Körper anderer Köder. Wenn ein Fisch ihn einsaugt, können sich die Glieder über die Hakenspitze legen und einen Fehlbiss verursachen. Der Haken sollte deshalb möglichst frei sein, um gut ins Fischmaul eindringen zu können.

 
  • Shakey Head
Besser als ein herkömmlicher Bleikopf wird der Krebs von einem Shakey Head in Position gebracht. Diese Bleikopfform wurde eigens dazu entwickelt, einen Köder aufrecht stehenzulassen. Die Form sorgt dafür, dass der Köder nicht umfällt. Gerade für die Präsentation einer Krebsnachbildung ist das ein nützliches Hilfsmittel. Ein Problem bleibt weiterhin bestehen: Von dem Haken schaut wenig mehr als die Spitze aus dem Gummikörper, und dieser wird sich nicht so leicht auf dem Schenkel zusammenschieben. Weil beim Biss die Gefahr besteht, dass die Scheren über den Haken gedrückt werden, ist die Gefahr von Fehlbissen groß.
  • Neko-Rig und Wacky-Montage
Am besten bekommt es den Gummikrebsen, wenn ihre Eigenbeweglichkeit so wenig wie möglich eingeschränkt wird. Das gelingt besonders mit dem Neko-Rig oder der Wacky-Montage. Dabei muss der Krebs so montiert werden, dass er mit einem Gewicht im Hinterteil am Boden gehalten und mit dem Haken im Rücken aufgerichtet wird. Schafft man es mit dem nötigen Feingefühl zu erspüren, dass das Hinterteil auf dem Boden aufsetzt, dann kann man die Krebsimitation auch aufrichten und langsam nach hinten laufen lassen. Das ist die ideale Präsentation dieses Köders, der kein Fisch lange untätig zuschauen kann.

Mit dem Größten rechnen
Krebse sind für viele Fischarten eine willkommene Delikatesse. Auch für große und starke Fische. Rechnen Sie mit schweren Zwischenfällen und stellen Sie die Montage darauf ein. In Gewässern mit gutem Hechtvorkommen, werden sich mit Sicherheit auch scharfe Zähne in den Gummikrebs bohren.


Action mit Softbaits - Angeln mit Gummiködern auf Hecht und Barsch:

 
 

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