Im Winter auf Meerforellen – wissen, wo die Fische sind!

(von Heiko Döbler und Michael Zeman)
 
Fischen auf Meerforellen im Winter … Minustemperaturen, eiskaltes Wasser … lohnt sich das?! Auch im Winter bestehen gute Chancen auf Küstensilber. Die beiden Buchautoren und Meerforellenspezis zeigen Ihnen, auf was es ankommt!
 
Der lange und außergewöhnlich harte Winter 2010 steckt vielen Meerforellenanglern sicher noch in den Knochen. Über eine lange Phase war die Fischerei praktisch zum Erliegen gekommen und bis weit in das Frühjahr blieb sie oft unterdurchschnittlich.
Die Regel ist solch ein Winter aber glücklicherweise nicht. Der typische Winter an der Küste ist eher milder und wird nur durch kurze Frostphasen unterbrochen. Und die letzten Jahre haben immer wieder gezeigt, dass gerade in den milderen Phasen des Winters eine ausgezeichnete Fischerei möglich ist.
Aber der Angler stößt in dieser Jahreszeit auf veränderte Verhaltensmuster der Meerforelle. Bedingt durch Temperatur, Strömung und Nahrungsvorkommen muss sich der Meerforellenangler vor Ort gezielt darauf einstellen.
Viele Meerforellen befinden sich jetzt in ihren Laichgewässern, aber silberblanke Grönländer jagen auch weiterhin in den küstennahen Bereichen. Sie sind jetzt die bevorzugte Beute unserer Winterfischerei.
Auch ein starker Überspringer kann in diesen Wochen jederzeit die Fliege oder aber unseren Blinker nehmen und zum krönenden Abschluss eines Angeltages in einsamer Natur werden.
 
Die besten Winterplätze
Oft hört und liest man die Empfehlung, dass im Winter geschützte Buchten oder am besten Förden Erfolgsgarant für die Fischerei auf Meerforellen seien sollen. Das ist sicherlich nicht ganz falsch. Auf diese Plätze sollten wir uns konzentrieren, wenn es durch lange Frostperioden tatsächlich zu spürbaren Temperaturunterschieden zwischen der offenen Küste und geschützten Förden kommt.
Bei den eher milderen Wintern sollte die offenen Küstenlinien durchaus nicht außer Acht gelassen werden. Unsere regelmäßigen Temperaturmessungen zeigen in normal milden Wintern, dass sich meist keine wirklichen Unterschiede der Wassertemperatur an den Außenküsten ergeben. Oft genug fällt die Wassertemperatur an der offenen Küste auch nicht unter die Grenze von 4°C. Damit haben wir in normalen Winter an allen Küstenabschnitten, die auch im Frühjahr Fische bringen, eine reelle Chance auf eine schöne Meerforelle.
Gerade im Winter können aber kleinste Temperaturunterschiede den entscheidenden Unterschied über den Fangerfolg ausmachen. Diese oft kaum spürbaren Veränderungen wirken sich sehr schnell auf den Stoffwechsel der Meerforellen aus und begünstigen das Fress-und somit das Beißverhalten.  
Wind und Strömung dagegen können selbst an der offenen Küste zu einem Austausch der Wasserschichten führen, so dass lokale Temperaturunterschiede von bis zu 2°C auftreten können. Und dies beeinflusst dann entscheidend die Wahl des Angelplatzes und den Fangerfolg.
Ein Thermometer sollte man also immer dabei haben, um die Wassertemperatur zu überprüfen (vgl. auch „Kasten“).
 
Effektiv Fischen
Abgesehen vom Eiswinter 2010, brachten die letzten Winterjahre immer wieder Phasen mit einer milden Witterung.
Ein Wetterumschwung, der mildere Temperaturen bringt, sollte konsequent genutzt werden, denn dann besteht immer eine Chance auf einen erfolgreichen Drill einer Meerforelle.
Einsetzender Regen- oder Schneefall nach einer Periode kalter und oft ruhiger Tage, kann ebenfalls innerhalb kürzester Zeit zu einer verstärkten Aktivität im Fressverhalten führen. Nach einer schwierigen Fischerei an vorher klaren Frosttagen, kann sich dann doch noch der erhoffte Erfolg in Form eines Winterfisches einstellen.
In den Wintermonaten sind die Fische meist weit verteilt und müssen aktiv gesucht werden. Ein Festbeißen an einem Strandabschnitt hilft oft nicht weiter. Wir befischen einen Strandabschnitt im Winter maximal eine Stunde und wechseln dann den Strandabschnitt. Oft hilft es, durchaus einige Kilometer weiter zu fahren, um dann eine Stelle zu erreichen, die den kleinen aber wichtigen Temperaturunterschied vorfinden läßt.
Die beste Tageszeit liegt oft in einem Zeitfenster von 10:00 bis 14:00, wenn gerade bei ruhigem Wetter in Küstennähe das Wasser am Wärmsten wird. Drückt der Wind oder die Strömung wärmeres Tiefenwasser an die Küste, dann kann man über den ganzen Tag mit einzelnen Fischen oder Grönländertrupps rechnen. Passt man dann einen Zeitpunkt ab, wo auch erste Heringsschwärme dicht unter die Küste kommen, besteht die Möglichkeit einen der ganz großen Überspringer zu erwischen.
 
Nahrungsspektrum im Winter
Steht man im Winter an der Küste und schaut in das oft sehr klare Wasser, dann findet sich in den flachen Bereichen praktisch kein Leben. Aber Grönländer und Überspringer, die in kalten Wintern in die Auen ziehen, tun dies nicht, um mehr Nahrung zu finden, sondern um eine erträglichere Kombination aus Wassertemperatur / Salzkonzentration zu finden. Kleinere Meerforellen finden auch im Winter in geschützten Förden oder an der offenen Küste ausreichend Nahrung. Größere Fische ziehen meist in wärmeres Tiefenwasser und folgenden den Herings- und Sprottenschwärmen. In vielen Bereichen stellen Tangläufer eine konstante Nahrungsgrundlage für die Meerforelle dar. Auch wenn der Tangläufer in den Wintermonaten aus dem Sichtbereich des Watanglers verschwindet, so finden sich diese doch in nur wenig tieferem Wasser in den Tangwäldern.
 
Tipps für den Winter
Die folgenden Tipps und Erfahrungswerte sollen helfen, um auch in den Wintermonaten eine spannende Fischerei zu erleben:
1. Mangelndes Nahrungsaufkommen im strandnahen Bereich macht oft eine Befischung mit dem Blinker oder mit dem Sbirulino erfolgreicher als mit der Fliegenrute, da die Fische sich häufig in etwas größerer Tiefe und Entfernung zum Angler aufhalten.
2. Der erfolgreiche Angler sucht den Fisch aktiv (ein Wurf ein Schritt ein Wurf) und sollte somit einen Strandabschnitt nie zu lange befischen. Erfolgsversprechende Bereiche werden fächerförmig, zuerst mit kurzen, dann mit immer längeren Würfen abgefischt. Führt diese intensive Suche nicht zur Meerforelle, dann sollte der Angler nicht auf den Fisch warten, den Strandabschnitt wechseln.
3. Süßwassereinläufe sind im Winter oft ein Magnet für die Meerforellen, denn sie verringern den Salzgehalt in den Mündungsbereichen und erhöhen teilweise sogar etwas die Temperatur. Aber hier müssen immer die Schongebiete beachtet werden. Und... viele schonenswerte Kelts (Absteiger) haben in dieser Zeit schon wieder ihre Laichgewässer verlassen und befinden sich in der Umstellungsphase vom Süß- zum Salzwasser noch über viele Tage im Nahbereich ihrer Fluss-und Bachmündungen. Glücklicherweise nehmen immer mehr Angler Abstand von einer gezielten Fischerei auf Absteiger, die bei einer großen Anzahl von Entnahmen durchaus Bestandsgefährden sein können.
4. Wie angespochen, gehört das Thermometer im Winter in die Tasche jeder Watjacke.
5. Oft sind die Wochen im Dezember und Januar die besten Wintermonate, da in dieser Zeit die Wassertemperatur noch nicht ihren Tiefstpunkt erreicht hat.
6. Gerade auch der Fliegenfischer sollte im Winter eher tief fischen, da die wenige Nahrung und damit auch die Fische sich in Bodennähe konzentrieren.
7. Bei der Fliegenwahl sollten Reizmuster (Juletrae, Polarmagnus, Glimmerreje) aber auch Fliegen mit gedeckten Farben gefischt werden, die Tangläufer, Seeringelwurm und Grundel imitieren.
Auch der Spinnfischer sollte neben den typischen Farben auffällige Muster in weiß oder z.B. orange auswählen. Oft bewährt es sich z.B. die Polarmagnus als Beifänger zu fischen.
 
Die winterliche Suche auf blankes Küstensilber führt den Angler in eine wundervolle und meist einsame Natur, die oft genug durch eine schöne Meerforelle belohnt wird.
Und mit der richtigen Beurteilung der vorherrschenden Gegebenheiten, wird sich auch der Erfolg einstellen.
Passt die Kleidung, ist der heiße Tee in der Thermoskanne und fieren die Rutenringe nicht permanent ein, dann lohnt auch in den Wintermonaten ein Ausflug an die Ostseeküste. Aber das Thermometer nicht vergessen …
 
 
 
Biologie: Einfluss der Wassertemperatur
Meerforellen reagieren sehr sensibel auf kleinste Temperaturunterschiede und auf plötzliche Temperaturwechsel (Kälteeinbruch). Fische sind ja wechselwarme Tiere und ihr Stoffwechselvermögen (und damit die Bereitschaft Nahrung aufzunehmen und Distanzen zu schwimmen) hängt direkt von der Wassertemperatur ab.
Je besser der Stoffwechsel funktioniert, desto beweglicher sind die Fische und desto mehr Nahrung kann aufgenommen werden. Und so suchen die Meerforellen gezielt Küstenabschnitte auf, die eine relativ wärmere Wassertemperatur besitzen. Meerforellen können Temperaturunterschiede im Zehntelgradbereich wahrnehmen.
Sinkt die Temperatur im Winter unter 4°C, reduziert die Meerforelle aufgrund des schlechter funktionierenden Stoffwechsels ihre Aktivität deutlich. Die Nahrungssuche und –aufnahme reduziert sich auf kurze Perioden, die es abzupassen gilt.
Zeitweise stellt die Meerforelle die Aktivität sogar ganz ein, wenn die Wassertemperaturen deutlich unter die 2°C-Grenze fällt. Bei häufig vorkommenden größeren Temperaturwechseln (Kälteeinbruch) kann die Fischerei dann tagelang zum Erliegen kommen. Plötzliche und anhaltende Wärmephasen können dann aber umso erfolgsträchtiger sein.
Die optimale Wassertemperatur für die Meerforelle liegt übrigens bei 12 bis 14°C.
Im Internet kann man sich auf den Seiten von www.bsh.de oder www.dmi.dk sehr gut über die aktuellen Wassertemperaturen und Strömungen informieren, um so den Küstenabschnitt mit dem entscheidenden Temperaturvorteil herauszufinden.



Im Winter auf Meerforelle fischen


 
 

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