Meerforelle – die besten Plätze finden!

(von Michael Zeman)

Die Ostsee mit ihrer 7.000 Kilometer langen Küstenlinie bietet unendliche Möglichkeiten. Meerforellen gibt es überall. Gerade in einem neuen Revier ist es aber, nicht immer einfach die Fische zu finden. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die besten Plätze auswählen.
 
Die unglaubliche lange und wunderschöne Ostseeküste bietet viele Möglichkeiten. Egal ob wir uns an der deutschen, dänischen oder schwedischen Küste bewegen, die Chance eine Meerforelle zu fangen, ist immer vorhanden.
Immer wieder stellt sich gerade dem Einsteiger in Meerforellenfischerei die Frage, weshalb manche Angler besser fangen als andere. Die Gleichung einer erfolgreichen Meerforellenfischerei ist eigentlich ganz einfach:
Fangerfolg = 70% Platzwahl + 20% gute Köderpräsentation + 10% richtige Köderwahl
Viele Meerforellenangler versuchen ihren Fangerfolg, mit der Köderwahl zu optimieren. Und so werden unzählige Blinker, Wobbler oder Fliegen mit ans Wasser genommen und ausprobiert … immer auf der Suche nach dem ultimativen Köder.
 
Die Küsten-Strategie – wissen, warum was geht!
 
Der Schlüssel, um die Meerforellen zu finden und die vielversprechendsten Plätze auszuwählen, ist aber ein gutes Verständnis für die typischen Verhaltensmuster der Meerforelle zu bekommen. Und dies gilt es, in einen Zusammenhang mit Faktoren wie der Wassertemperatur, den Strömungsverhältnissen oder dem Nahrungsvorkommen zu bringen.
Um hier ein Gefühl für die besten Plätze zu entwickeln, geht es insbesondere darum gezielt eigene Erfahrungen zu sammeln.
Der beste Weg wirklich bewusst einen eigenen Erfahrungsschatz aufzubauen, ist es, eine überschaubare Anzahl von Angelplätzen immer wieder zu befischen. Die Plätze sollten einen unterschiedlichen Charakter haben. Wenn Sie die Plätze bei unterschiedlichen Jahreszeiten und Witterungsbedingungen befischen, auf das Nahrungsvorkommen etc. achten, dann werden Sie immer besser verstehen, wann die besten Bedingungen für einen Angelplatz vorherrschen und wann nicht. Je öfter Sie fischen, umso mehr typische Plätze können Sie kennen lernen. Das kostet anfangs etwas Zeit, aber das Erfahrungswissen, dass sie aufbauen, ist Gold wert … oder besser gesagt Silber.
Wenn Sie immer wieder die Köder oder permanent die Plätze wechseln, dann besteht natürlich auch die Möglichkeiten seinen Fisch zu fangen. Die Strategie ist dann aber eher „ohne Fleiß kein Preis“. Dabei lernt man nur schwer zu verstehen, weshalb der Fisch an diesem Platz gebissen.
Hat man aber erst einmal verstanden, wie z.B. Wind, Strömung oder Jahreszeiten einen Angelplatz beeinflussen können, dann fällt es auch nicht schwer, sich schnell in einem neuen Revier zu recht zu finden. Mit einer Karte und insbesondere Luftbildaufnahmen fällt es uns dann leicht, zu einer bestimmten Jahreszeit und aktuellen Wetterbedingungen, die aussichtsreichsten Angelplätze auszuwählen.
Dann kann man auch in einem neuen Revier mit viel Vertrauen an die Sache heran gehen und vor allem deutlich effektiver fischen.
 



Einflussfaktoren auf die Platzwahl
 
Die Meerforelle ist bestrebt, mit einem geringen Energieaufwand zu jagen und zu fressen. Erfolgreich Nahrung zu finden, bedeutet für die Fische Zuwachs und Überleben, und so finden sich die Fische immer dort ein, wo sich diese Regel perfekt umsetzen lässt.
Diese bevorzugten Fress- und Jagdgebiete sollte der Meerforellenangler erkennen und zur richtigen Jahreszeit befischen. Neben der Jahreszeit sind besonders drei Faktoren wichtig, die jeder erfolgreiche Meerforellenangler im Hinterkopf haben sollte.

1. Wassertemperatur
Meerforellen können Unterschiede bei der Wassertemperatur im Zehntelbereich wahrnehmen. Das führt dazu, dass diese Fische aktiv nach Bereichen suchen, wo der Stoffwechsel der Fische am besten funktioniert. Am besten funktioniert der Stoffwechsel in einem Temperaturbereich von 12 bis 14°C. Haben wir im Frühjahr noch kritische Temperaturen von 2 bis 3°C, dann besitzt ein Temperaturunterschied von 1 bis 2°C einen ganz wesentlichen Einfluss auf unsere Platzwahl.
2. Nahrungsvorkommen
Auch das Nahrungsvorkommen wird durch die Jahreszeit und Wassertemperaturen beeinflusst.
Garnelen und Sandaal z.B. ziehen sich in der kalten Jahreszeit in das tiefe Wasser zurück und legen eine Ruhephase ein. Erwärmt sich das Wasser im Frühjahr wieder, so kann eine unscheinbare Bucht mit sandigem Grund eine top Stelle sein, wenn sich dort einige Tage wärmeres Wasser konzentriert. Die Meerforellen fühlen sich hier wohler und die ersten Garnelen und Sandaale tauchen dann ebenfalls genau hier zuerst auf.
3. Wind und Strömung
Wind und Strömung können zum einen Nahrung in einer Bucht konzentrieren oder entscheidend die Wassertemperatur beeinflussen. So kann im Frühjahr warmes Oberflächenwasser durch auflandigen Wind in einer Bucht konzentriert werden. Im Sommer achtet man möglicherweise auf ablandigen Wind. Denn der kann das zu warme Oberflächenwasser von der Küste wegdrücken, so dass kühles Tiefenwasser nachströmen kann. Dann fühlt sich hier auch die Meerforelle wohler.

 
Drei typische Meerforellenplätze
 
1. Steinriffe
Riffe sind meistens schon deutlich aus der Entfernung zu erkennen und bieten bedingt durch ihre steinige Struktur mit ausgeprägten Blasentang-Wäldern ausgezeichnete Deckung, Nahrung und Verstecke für ein vielfältiges Vorkommen von Nährtieren der Meerforelle.
Diese ,,Meereshügel'' erheben sich oft bis dicht unter die Oberfläche der Fjorde oder an der offenen Küste und werden dadurch von der Sonne sehr schnell mit Wärme versorgt.
Mit dem durch Wärme erwachenden Kleinleben werden sie zu einem bevorzugten Jagdbereich für einen hungrigen Grönländer-Schwarm und sollten gerade im Frühjahr intensiv befischt werden. Oft zeigen sich die Fische im Riff dem Angler, wenn sie bei der Jagd fast hektisch die Wasseroberfläche durchstoßen. In diese Phase nehmen die Meerforellen einen Spinnköder meist sehr aggressiv, aber schon nach ein oder zwei Kontakten scheint diesen Spuk oft schnell wieder zu enden. Ein Köderwechsel zur Fliege, die auch von einen Nicht-Fliegenfischer ausgezeichnet mit einem Sbirolino angeboten werden kann, wirkt hier oft noch wahre Wunder und bringt dann noch weiteren Erfolg in Form eines silbernen Grönländers.
 






2. Offene Küste
An der offenen Küste stößt man oft auf große, überwiegend sandige Bereiche. Auf den ersten Blick fehlen markante Punkte und die Struktur ist alles andere als der typische Leopardengrund. Hier verhält sich die Meerforelle anders als über großen Tangfeldern. Dort findet sie Deckung und verweilt auch schon einmal längere Zeit. Über strukturarmen Untergründen zieht die Meerforelle, um zu jagen. Findet sie keine Nahrung, verlässt sich den Bereich sehr schnell und zieht sich in die Deckung tieferen Wassers zurück.
Wer im Sommer über diesen Untergründen einmal geschnorchelt hat, wird gesehen haben, dass auch hier reichlich Nahrung vorkommt. Die Meerforelle findet hier Sandgrundeln, Garnelen oder Sandaale. Oft konzentriert sich die Nahrung in Strömungsrinnen zwischen zwei Sandbänken oder an den wenigen Bereichen mit etwas Seegras oder Steinen. Hat die Wassertemperatur die 6°C deutlich überschritten, findet sich schnell wieder ausreichend Nahrung. Unvorsichtig werden die Meerforellen an diesen Küstenabschnitten, wenn wir etwas Welle und leicht angetrübtes Wasser vorfinden. Ist der Himmel noch bewölkt, dann ist jederzeit auch an dieser scheinbar langweiligen Stelle mit einem schönen Fisch zu rechen.
Da die Fische über den Sandgründen sehr beweglich sind, sollten wir hier ebenfalls nicht nur an einer Stelle verweilen.
 






3. Muschelbänke
Ob an der offenen Küste oder den äußeren Bereichen von Förden, treffen wir oft auf Muschelbänke. Nicht immer ist dies mit markanten Riffen oder Tangwäldern verbunden. Und so werden diese Bereiche selten intensiv befischt. Wichtig ist es aber zu wissen, dass sich Muschelbänke nur dort bilden, wo permanent sauerstoffreiches Wasser und damit Strömung vorhanden ist. Die Muschelbänke sind durch angeschwemmte Muschelschalen leicht zu identifizieren, auch wenn wir sie vom Ufer nicht immer sehen können. Haben wir z.B. in den Sommermonaten warme Wassertemperaturen, dann gehen Meerforellen gerne über Muschelbänken auf die Jagd. Denn hier finden sie nicht nur genügend Nahrung, sondern durch den höheren Sauerstoffgehalt und so die im Sommer bevorzugten Bedingungen.
 
Bleiben Sie neugierig und versuchen Sie, ihre Überlegungen und Wissen am Wasser immer weiter zu verfeinern. Sie werden sehen, die Freude über eine schöne Meerforelle ist umso größer, je mehr Sie auf Ihre ganz persönliche Küsten-Strategie zurück zu führen ist.


 

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